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Standortwettbewerb Drittletzter von 20 Staaten: Frankreich und Italien hängen Deutschland bei der Digitalisierung ab

Deutschland fällt nach einer neuen Studie im technologischen Wettrennen weiter zurück. Politik und Wirtschaft fehlen Mut und Ideen zum Wandel.
02.09.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
In Deutschland hat die digitale Infrastruktur noch große Lücken. Quelle: dpa
Breitbandausbau

In Deutschland hat die digitale Infrastruktur noch große Lücken.

(Foto:&#160dpa)

Berlin Alle großen Parteien versprechen den Wählern vor der Bundestagswahl eine schnellere Digitalisierung des Landes. Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt eine neue Studie des European Center for Digital Competitiveness in Berlin: Deutschland fällt im technologischen Wettrennen weiter zurück. Demnach ist die Bundesrepublik im internationalen Vergleich zum zweiten Mal in Folge auf dem vorletzten Platz der sieben wichtigsten (G7) Industrienationen gelandet.

Die direkten Nachbarn Frankreich und Italien, die wirtschaftlich und finanziell oft schwächer dastehen und wirtschaftspolitisch nicht selten von Berlin belehrt werden, haben in dem digitalen Ranking dagegen kräftig hinzugewonnen. Zieht man den Kreis noch etwas größer, steht Deutschland auch unter den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) weit abgeschlagen an drittletzter Stelle.

„Es wird in Deutschland zwar viel über Digitalisierung geredet“, moniert Philip Meissner, Hauptautor der Studie und Professor an der ESCP Business School in Berlin, „aber es passiert relativ wenig.“ Die Realität im Wahlkampf sieht sogar noch schlimmer aus: Im ersten TV-Dreikampf der Kanzlerkandidaten ließen die Kontrahenten und Moderatoren das Thema Digitalisierung einfach unter den Tisch fallen.

Nach Meinung Meissners fehle hierzulande immer noch das „richtige Mindset“, womit er vor allem den fehlenden politischen Willen meint, den technologischen Wandel entschlossen voranzutreiben. „Trotz des Weckrufs durch die Pandemie zeigt unser Report, dass digitale Technologien für viele Regierungen immer noch keine Priorität haben.“

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    Der Digital Riser Report untersucht die digitale Wettbewerbsfähigkeit von 137 Ländern anhand von zehn gleich gewichteten Parametern, die vom Angebot für Risikokapital über die technologischen Fertigkeiten der Bevölkerung bis zur Veränderungsbereitschaft von Unternehmen reichen. Die kumulierten Veränderungen in den Rankings ergeben die Rangfolge für die einzelnen Länder.

    Digitale Leuchttürme in Italien und Frankreich

    Das schlechte Abschneiden Deutschlands wird auch von anderen Untersuchungen bestätigt. Im Ranking der Wirtschaftshochschule IMD ist Deutschland auf den 18. Platz unter 63 Ländern zurückgefallen. Es gebe „einen massiven Verlust an Vertrauen in den Staat, weil die Umsetzung der Digitalisierung sich seit einer halben Ewigkeit hinzieht“, sagte der Vorsitzende des IT-Verbands Bitkom, Achim Berg, in dieser Woche dem Handelsblatt.

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    Besser läuft es offenbar in Frankreich und Italien. Die Franzosen liegen jetzt zum zweiten Mal hintereinander in der Spitzengruppe, und die Italiener haben sich vom zweitletzten auf den zweiten Platz emporgearbeitet. „In Frankreich versorgt die staatliche Initiative French Tech insbesondere Start-ups mit Risikokapital. In Italien ist mit dem Projekt ‚Repubblica Digitale‘ eine nationale Kraftanstrengung gelungen, um die digitalen Fertigkeiten zu verbessern“, sagt Meissner.

    Dies seien „Leuchtturmprojekte“, die der Digitalisierung im Inland den nötigen Schwung und international die nötige Strahlkraft verleihen können. Auch in Deutschland gab und gibt es solche Versuche – vom Digitalpakt über den Digitalfonds bis hin zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Passiert sei aber recht wenig, kritisiert Meissner: „In Deutschland wird die Digitalisierung von Politik und Wirtschaft nicht schnell genug umgesetzt.“

    So sei es immer noch nicht gelungen, die Beteiligung von Mitarbeitern an Start-ups besser zu regeln. Zudem sollte der Staat stärker als bisher als Kunde von digitalen Dienstleistungen und Produkten auftreten, um jungen Firmen den Start zu erleichtern. Meissner vermisst zudem die Bereitschaft, von den Ideen anderer Länder zu lernen: „Wenn ein Unternehmen in der Krise steckt, dann versucht es, mit Benchmarking wieder Anschluss an die Konkurrenz zu finden. Das passiert in der Politik kaum.“

    China konnte innerhalb der G20 am meisten zulegen

    Auch auf globaler Ebene haben sich die digitalen Kräfteverhältnisse weiter verschoben. Innerhalb der G20 konnte China bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit am meisten zulegen, gefolgt von Saudi-Arabien. Das Ranking offenbart eine klare Dynamik in der technologischen Rivalität der beiden digitalen Supermächte: Während China in der digitalen Wettbewerbsfähigkeit stark zugelegt hat, verloren die USA im gleichen Zeitraum deutlich an Boden.

    „Die USA haben nach wie vor die meisten Unicorns (Start-ups mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Dollar), weit vor Europa und China“, sagt Meissner, „aber China hat in den vergangenen Jahren die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung stark verbessert.“

    Für Deutschland und Europa gehe es im Moment weniger um eine ordnungspolitische Grundsatzdebatte über eine stärker vom Staat gesteuerte Industriepolitik in China und den marktwirtschaftlichen Innovationsprozess in den USA. „Für uns geht es vielmehr um die Schicksalsfrage, ob wir in zehn Jahren technologisch noch souverän agieren können.“

    Mehr: Für Fortschritt und Innovation: Die deutsche Tech-Szene sieht fünf große Baustellen

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