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30.11.2012

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Ausland
Tahrir-Platz in Kairo (Foto: dapd)
Ägypten: Größte Demo seit dem Sturz von Mubarak
Mursi-Gegner auf den Straßen von Ägypten

Größte Demo seit dem Sturz von Mubarak

Hunderttausende Menschen sind in Ägypten gegen die Machtausweitung von Präsident Mursi auf die Straße gegangen. In Alexandria und Mahalla gab es schwere Ausschreitungen und mehrere Verletzte. In Kairo erstickte ein Mann offenbar an Tränengas. Die Richter des Landes drohten mit Streik. In Kairo war es die größte Demonstration seit dem Sturz des früheren Präsidenten Mubarak.

Von Peter Steffe, ARD-Hörfunkstudio Kairo

Während in zahlreichen Orten die Proteste gegen Präsident Mohammed Mursis Verfassungsdekret friedlich verliefen, gab es in Alexandria schwere Ausschreitungen. Dort waren Demonstranten beider Lager, Gegner und Anhänger des Präsidenten, aneinander geraten. Sie prügelten hemmungslos aufeinander ein, Steine und Brandsätze flogen. Es gab viele Verletzte.

In der Industriestadt Mahalla im Nildelta griffen Demonstranten das dortige Parteibüro der Muslimbruderschaft an. Die Islamisten versuchten, das Gebäude mit einer Menschenkette zu schützen, konnten eine Auseinandersetzung aber nicht verhindern. Auch hier flogen Molotow-Cocktails, es wurden zahlreiche Menschen verletzt. In Kairo starb ein 52 jähriger Mann. Wie das ägyptische Gesundheitsministerium mitteilte, erstickte er offenbar an Tränengas. Er war scheinbar unbeteiligt in eine Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Randalierern und der Polizei geraten.

Audio: Demonstrationen in Ägypten am Abend

AudioPeter Steffe, ARD-Hörfunkstudio Kairo 28.11.2012 04:40 | 3'17
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Während in Kairo auf dem Tahrir-Platz mehr als 300.000 Menschen gegen die neue Machtfülle des Präsidenten protestierten, drohten Mitglieder des Clubs der Richter mit Sitzstreik. Sie sehen die Verfassungserklärung Mursis quasi als ein Kaltstellen der Justiz: "Wenn der Präsident an der Verfassungserklärung festhält, dann werden wir in Streik treten. Wir reden hier über Demokratie, wir sprechen über Freiheit, wir sprechen hier über unsere konstitutionellen Prinzipien, denen wir folgen. Wir sollten darüber nachdenken besonders nach der Revolution vom 25. Januar vergangenen Jahres", sagt Richter Mohammed Samir.

"Herr Präsident, die Dekrete sind ungültig"

Der Vorsitzende des Richter-Clubs, Ahmed el Zind, appellierte eindringlich an Mursi: "Herr Präsident, es ist keine Schande, das zurückzunehmen, was sie angeordnet haben. Im Gegenteil, es wird ihnen Achtung einbringen. Unser Land steht in Flammen, Sie alleine können mit ihren Händen diese Flammen löschen. Erstmals in der ägyptischen Geschichte ist das Volk zweigeteilt. Diese Teilung könnte der Beginn für etwas sein, von dem nur Gott weiß, wohin es führt. Herr Präsident, die Dekrete sind ungültig."

US-Regierung spricht von "konstitutioneller Unpässlichkeit"

Mit großer Sorge verfolgen schon seit Tagen ausländische Regierungen die derzeitige aufgeheizte Stimmung in Ägypten. Um eine weitere Eskalation zu verhindern, glühen diplomatische Drähte, man ist um Schadensbegrenzung bemüht. Auch im weißen Haus in Washington. Es bestehe ständiger Kontakt zu allen wichtigen ägyptischen Offiziellen, betonte der Sprecher des weißen Hauses, Jay Carney.

Gleichzeitig forderte Carney alle Ägypter dazu auf, in einen Dialog einzutreten: "Eine der Errungenschaften der ägyptischen Revolution war, dass die Macht nicht in einer Hand oder in einer staatlichen Institution konzentriert ist. Die gegenwärtige konstitutionelle Unpässlichkeit ist eine interne ägyptische Situation, die nur vom ägyptischen Volk durch einen friedlichen demokratischen Dialog gelöst wird. Daher rufen wir alle Ägypter dazu auf, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in friedlicher Weise entsprechend wahrzunehmen."

Bislang gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich die derzeitige innenpolitische Krise in Ägypten beruhigen könnte. Beide Lager, Islamisten und Opposition, sind nach wie vor auf Konfrontationskurs.

Stand: 28.11.2012 04:39 Uhr
 

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