Internet-Piraten gegen Copyright-Magnaten: kleine Einführung in die Ideologie des digitalen Freibeutertums
Mit intellektuellem Eigentum kennt sich Mark Getty aus. Der Gründer der weltweit führenden Bildagentur „Getty Images“ hat mit Urheberrechten ein Vermögen verdient. Kein Wunder also, dass von ihm jener Satz stammt, der die aktuelle Debatte über Datenpiraterie so erhellend wie kein anderer zusammenfasst: „Intellektuelles Eigentum“, sagte Getty 2000, „ist das Öl des 21. Jahrhunderts.“
Als Erbe einer Dynastie von Ölunternehmern wusste Getty sehr genau, wovon er sprach. Wer seine Analogie ernst nimmt, muss sie als Kriegserklärung lesen: Die Menschen, sagt dieser Satz, werden im 21. Jahrhundert die gleichen blutigen Kämpfe um Urheberrechte führen, die sie in der Vergangenheit um Rohstoffe geführt haben. Einige wenige werden dabei sehr viel Geld verdienen – und viele andere werden auf der Strecke bleiben.
Heute, neun Jahre später, ist der Copyright-Krieg in vollem Gange. Zwei Fronten stehen sich gegenüber. Auf der einen Seite: Musikkonzerne, Filmstudios, Verlage und andere Unternehmen, die ihr Geld wie Mark Getty mit den Ideen anderer Menschen verdienen. Auf der anderen Seite: Millionen von Internetnutzern, die dieses Geschäftsmodell systematisch untergraben. Es ist ein asymmetrischer, unübersichtlicher Krieg. Ausgelöst hat ihn ein technologischer Entwicklungssprung, der den Unterhaltungskonzernen zunächst als Königsweg der Profitmaximierung erscheinen musste: die Digitalisierung. Sie hat es ermöglicht, Kulturerzeugnisse mit minimalem Kostenaufwand in verkaufsfähige Einheiten zu stückeln, sie unbegrenzt zu vervielfältigen und ohne herkömmliche Logistik rund um den Erdball zu verteilen. Die Unterhaltungsindustrie hat die Entwicklung dieser Technologie vorangetrieben – und sich damit ihr eigenes Grab geschaufelt.
Inzwischen nämlich stellt sich die Frage, wer eigentlich eine Industrie braucht, deren Produktionsleistung jeder Laptop beherrscht. Ist das Rohmaterial eines Kulturerzeugnisses erst einmal in Umlauf gebracht, kann es heute jeder Internetnutzer am Computer in ein konsumfähiges Produkt verwandeln. Wenn sich aber der industrielle Arbeitsaufwand der Verteilung und Vervielfältigung auf wenige Mausklicks beschränkt – warum soll dann der Konsument Geld für eine Leistung bezahlen, die er selbst erbringen kann? Mag dem einen oder anderen Internetpiraten unwohl beim Gedanken an die Künstler sein, die hinter dem Kulturprodukt stehen, so ist ihm die Daseinsberechtigung einer kulturveräußernden Industrie kaum zu vermitteln.
Die Unterhaltungskonzerne wissen um diese Logik der Digitalisierung, und sie wissen auch, dass ihre Konsequenzen nicht mehr rückgängig zu machen sind. Schon rein technisch entzieht sich die Internetpiraterie jedem Zugriff, weil sie keinen zentralen Akteur hat: Jeder Nutzer ist ein Komplize, jeder Computer ein Corpus Delicti. Kopierte Daten werden im Netz nicht von kommerziellen Anbietern zur Verfügung gestellt, sondern unentgeltlich von Millionen von Privatpersonen. Suchmaschinen wie das schwedische Portal „Pirate Bay“, das von 25 Millionen Menschen frequentiert wird, weisen Nutzern lediglich den Weg zu den Daten anderer Nutzer. Selbst wenn es der Industrie gelänge, „Pirate Bay“ abschalten zu lassen, würden sich die Nutzer sofort in neuen Netzwerken zusammenschließen. Um die Internetpiraterie zu stoppen, müsste die Industrie jede einzelne Festplatte jedes einzelnen Kulturkonsumenten beschlagnahmen.
Noch unübersichtlicher ist der Copyright-Krieg, weil er eine dritte Front hat: die Künstler. Sie sind hin- und hergerissen, weil sie sich auf beide Seiten angewiesen fühlen, auf die Konzerne, die ihren Lebensunterhalt sichern, und auf die Konsumenten, die ihre Werke rezipieren. Die Künstler wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Sollen sie ihr Publikum beschimpfen? Was, wenn es sich abwendet? Sollen sie es begrüßen, dass ihre Kunst im Internet Verbreitung findet? Was, wenn die Schecks der Industrie ausbleiben?
Die Konzerne wissen um diese ambivalente Gefühlslage – und versuchen, die Künstler für ihre Zwecke einzuspannen. Lautstark beteuern sie, das Urheberrecht schütze die Interessen von Kulturschaffenden und wer es verletze, treibe Künstler in den Ruin. Das mag ansatzweise stimmen – und ist doch scheinheilig.
Mark Getty, der intellektuelles Eigentum zum Rohstoff erklärte, verfügt über ein geschätztes Vermögen von 500 Millionen Dollar. Damit ist er zwar weit davon entfernt, in der Forbes-Liste der 100 reichsten Menschen der Welt genannt zu werden – doch tauchen in diesem Ranking zahlreiche Unternehmer auf, die ihr Vermögen der Vermarktung von Kulturgut verdanken. Platz eins etwa hält Bill Gates, Eigentümer der Bildagentur Corbis. Der Amazon-Gründer Jeff Bezos rangiert mit sieben Milliarden Dollar auf Platz 68, der indische Filmmogul Anil Ambani mit zehn Milliarden auf Platz 34.
Aber einen Künstler verzeichnete die Forbes-Liste nicht. Selbst Ausnahmeerscheinungen wie der Musical-Tycoon Andrew Lloyd Webber (1,2 Milliarden Dollar), die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling (800 Millionen) oder Ex-Beatle Paul McCartney (700 Millionen) haben mit ihrer Kunst nicht annähernd so viel Geld verdient wie die Schwergewichte der Copyright-Branche.
Die Ideologen der Piratenbewegung liegen also zumindest nicht ganz falsch, wenn sie der Rede vom Künstlerschutz misstrauen und das Urheberrecht als Kampfbegriff der Verwertungsindustrie einstufen. Wer intellektuelles Eigentum zum Rohstoff erklärt, den es auszubeuten gilt – missbraucht der die Interessen von Künstlern nicht viel grundsätzlicher als jeder Internetpirat? Anders gefragt, frei nach Brecht: Was ist das Raubkopieren eines Musikstücks gegen die Gründung eines Musikkonzerns?
Bei genauem Hinsehen unterscheiden sich die Urheberrechtsauffassungen von Mark Getty und seinen Antipoden aus der Piratenbewegung also nicht kategorisch, sondern vor allem politisch: Die Unterhaltungsindustrie will intellektuelles Eigentum monopolisieren, die Piraten wollen es vergesellschaften. In beiden Modellen ist der Künstler nebensächlich. Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen, dass auch die Künstlerfront in Bewegung gerät. Der schwedische Schriftsteller Lars Gustafsson etwa spricht sich in einem Zeitungsessay für eine weitgehende Liberalisierung des Urheberrechts aus: Das „Potenzial des Internets als Ideenforum“ wiege nun einmal schwerer als „Lobby-Interessen“ – und überhaupt könne doch kein Künstler, der seinen Beruf ernst nehme, die Verbreitung der eigenen Gedanken verhindern wollen.
Eine wichtige Schlacht des Copyright-Kriegs wurde im Jahr 2004 geschlagen, als der US-Musiker Danger Mouse sein legendäres „Grey Album“ produzierte. Am Computer verschmolz er das „White Album“ der Beatles mit dem „Black Album“ des Rappers Jay-Z. Veröffentlichen ließ sich das Ergebnis nicht – es hätte einen langen juristischen Atem gebraucht, um die Rechte zur Verwendung der Beatles-Fragmente zu erstreiten.
Danger Mouse verteilte die Platte also lediglich an ein paar Freunde. Die stellten sie ins Netz, wo sie in kürzester Zeit zum wahrscheinlich erfolgreichsten Pop-Album des Jahres 2004 avancierte – ohne dass irgendjemand einen Cent daran verdient hätte. Prompt wurde Danger Mouse von der Plattenfirma EMI attackiert, der die Beatles-Rechte gehören. Da das Album jedoch nicht kommerziell verbreitet worden war, handelte sich EMI lediglich einen Imageschaden ein – während Danger Mouse heute ein äußerst gefragter Musiker und Produzent ist.
Das „Grey Album“ ist symptomatisch für eine Kultur des musikalischen Umarrangierens und Neuverknüpfens, die ohne die Filesharing-Bewegung gar nicht denkbar wäre. Sogenannte Mash-up-Artists zerlegen im Netz vorgefundene Musik am Computer und fügen die Bestandteile zu neuen Kompositionen zusammen. Man kann diese Entwicklung als Indikator für einen Paradigmenwechsel lesen: Seit Musik in digitalisierter Form verbreitet wird, scheint sie zunehmend Konsumenten zu finden, die sich mit dem Konsum nicht begnügen, sondern in den Produktionsprozess eingreifen, indem sie Vorgefundenes fortschreiben.
Diese Entwicklung muss die Unterhaltungsindustrie mehr beunruhigen als das eigentliche Raubkopieren, denn sie macht ihre Arbeit überflüssig. Auf der einen Seite der Lieferant fertiger Kulturprodukte, auf der anderen der Konsument. Dass diese Rollenverteilung erodieren könnte, dürfte das wahre Schreckensszenario der Konzerne sein – und auch der Albtraum vieler etablierter Künstler.
Musik aber hat mit den Musikkonzernen nicht begonnen, und sie wird mit „Pirate Bay“ nicht enden. Auch für andere Kunstformen gilt, dass das Internet sie nicht abschaffen, aber verändern wird. Das Netz ist dabei lediglich das Forum einer Umwälzung, deren Ursachen gesellschaftlicher Natur sind: Ausschlaggebend ist das Gefühl, der Kulturindustrie als Konsument zwar willkommen, als Teilnehmer jedoch unerwünscht zu sein. In westlichen Gesellschaften grassiert es unter jungen Menschen, denen der etablierte Kulturbetrieb mitunter wie eine Seilschaft seniler Snobs vorkommen muss. In Entwicklungsländern erfasst es größere Bevölkerungsschichten, denen die Teilhabe am westlich dominierten Kulturmarkt grundsätzlich verwehrt bleibt. Aus beiden Gruppen rekrutieren die Internetpiraten ihre radikalsten Ideologen. Die Frage ist also nicht, ob das Netz ein rechtsfreier Raum sein darf, wie derzeit diskutiert wird, sondern ob Millionen von Internetnutzern es hinnehmen, dass die Ungerechtigkeiten der analogen Welt im Netz fortbestehen.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 30.06.2009)
Kommentare [ 155 ] Kommentar hinzufügen »
Das als Robin-Hood-Kampf zu verklären, ist komplett daneben.
"Blutige Kämpfe um Urheberrechte" - wem ist mit einer solchen martialischen Ausdrucksweise gedient?
Der Artikel geht am Kern vorbei: Nicht um Unternehmen geht es, sondern um die Urheber, die hier bestohlen werden!
Ein Diebstahl ist es nicht.
Im übrigen können Sie sich den Apfel kostenlos am Baum pflücken. Was Sie im Supermarkt bezahlen, ist nicht der Apfel, sondern die Arbeit der Leute, die den in den Supermarkt gebracht haben. Genauso ist es bei der Musik.
Und Sie haben offenbar noch niemals auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, wie eigentlich Künstler/Autoren weltweit ihre Rechte wahrnehmen und Tantiemen für die Nutzung Ihrer Werke einkassieren sollen, wenn nicht dank der Verwertungsgesellschaften...?
Nein wirklich, man kann Ihre Zeilen nicht ernst nehmen, die ich vor dem Hintergrund journalistische Ethik bereits fragwürdig finde.
Ahnungslosigkeit ist die Objektivität der schlichten Gemüter, Herr Mühling.
Da können Sie poltern wie sie wollen - und mal über diesen Artikel nachdenken: Das Wesen aller IT ist die Kopie! http://blog.koehntopp.de/archives/2518-Falscher-Planet,-falsches-Jahrtausend.html
Wer die Privatkopie sanktioniert, der kann gleich versuchen, das Internet "auszuknipsen" und gehört damit zur aussterbenden Spezies der Internetausdrucker und alten Herren mit Kugelschreiber.
Wenn es Ihnen um die Sicherung Ihrer Gewinne geht, dann schieben Sie bitte nicht die Künstler Loch - die haben schon vor Ihnen verdient und werden auch nach Ihnen verdienen, berühmt werden und erfolgreich sein.
Technology gave it. Technology will take it away.
Oder um es im Sinne des guten alten Jup Beuys zu sagen:
Jeder Mensch kann kreativ sein, man muss ihn nur lassen.
Vor der Schellackplatte gab es auch keine riesigen Verwertungsindustrien zur Aufbereitung der Musik. Nun ist deren Zeit wieder abgelaufen und zwar zum Wohle aller, nicht nur einiger weniger. Viele Altmeister der Kunst haben von den wahnsinnigen Summe, die heutzutage für ihre Bilder gezahlt werden, auch nie auch nur einen Heller oder Pfennig gesehen. Auch damals war es himmelschreiend ungerecht, aber dennoch kein Grund das meiste Geld (in ihren Augen) gottgegebenen Labels in den Rachen zu werfen.
"Vor der Schellackplatte gab es auch keine riesigen Verwertungsindustrien zur Aufbereitung der Musik."
Wenn man keine Ahnung hat, ne? Schon Beethoven hatte seinen Wohlstand zu großem Teil Verlagen zu verdanken, die seine Werke in gedruckter Form verbreiteten.
Natuerlich hat die Musik- und Filmindustrie ein Problem mit der unkontrollierten Vervielfaeltigung von Musik und Filmen - und werfen natuerlich alles in die Schlacht, was sie aufbringen koennen, um ihr garantiertes Ableben noch um ein paar Jahre zu verzoegern.
Wenn etwas gestohlen wird, dann fehlt etwas hinterher - und genau das ist bei der Vervielfaeltung von Musik und Film eben nicht gegeben. Es ist dem gemeinen Internetnutzer trotz millionenschwerer Werbekampagnen nicht vermittelbar, dass die Kopie einer mp3-Datei Diebstahl sein koennte - da es das eben einfach nicht ist!
Gluecklicherweise realisieren die eigentlich wichtigsten Teilnehmer in diesem "Krieg", die Musiker, das nach und nach. Kuenstler wie Trent Reznor "Nine Inch Nails" setzen ganz gezielt auf die neuen Moeglichkeiten und lassen die sogenannten Verwertungsgesellschaften gleich ganz aussen vor - zum eigen und dem Vorteil des Publikums.
Die Musik- und Filmindustrie hat ausgedient und weiss das auch sehr genau. Nach dem Urheberrechtsunsinn faellt als naechstes (hoffentlich) der Patentwahnsinn, damit wir aus der Stasis erwachen und echten Fortschritt erleben koennen, anstatt nur die naechste Episode von "Firma A verklagt Firma B wegen eines Trivialpatents".
Patente sind genauso obsolet wie das Urheberrecht. Es macht ein paar weniger Leute stinkendreich aber schadet der gesamten Gesellschaft - Zeit das zu aendern!
Dann verraten Sie mir mal, wie sie dann, wenn sie in Deutschland wohnen und in Japan im Radio gespielt werden, an ihre Tantiemen für dieses Airplay kommen, wenn sie auf die Dienste der Verwertungsgesellschaften verzichten...
Ich bin gespannt auf Ihre erhellende Erklärung!
Indem er den Paypalbutton drückt. Ich fasse es nicht...!!!!
Hören Sie zu: Ein Radio sendet Musikaufnahmen fast immer ab Festplatte. Ein Radio, das dies in Japan tut, tut dies. Dafür haben Interpreten/Urheber/Plattenfirma Anspruch auf Entschädigung, die die japanische Verwertungsgesellscvhaft von den japanischen Radios kassiert. Und an GEMA/GVL abführt für die deutschen Rechteinhaber, die in Japan gedudelt worden isnd.
Kapiert???
So: Und jetzt erklären Sie mir, wie nach Abschaffung der bösen, bösen, bösen Verwertungsgesellschaften und anderer fieser "Monopolisten" diese deutschen Rechteinhaber die Nutzung ihrer Werke in Japan
a. kontrollieren
b. dafür Entschädigung erhalten sollen?
Ich wünschte mir, wir würden die Diskussion nur mit Leuten führen, die die Verwertungslandschaft überhaupt kennen...
Viele "Produkte" der Musikindustrie, die ich ungefragt hören muss, verursachen bei mir Nervenschäden, ich möchte bitte auch entschädigt werden.
Viele Ausrufezeichen machen Ihre Argument übrigens auch nicht überzeugender.
Dass Sie das als Nichtfachmann nicht wissen und sich darüber wundern, ist mir klar.
Der Punkt ist einfach folgender:
Für Radiostationen und andere kommerzielle Verwerter befindet sich das Werk auf der Festplatte des Künstlers! Wenn Sie auch nur annähernd die Möglichkeiten eines Breitbandinternetanschlusses begriffen haben dann würde Ihnen diese Idee vermutlich auch kommen. Für diese Zugriffe wird dann eine Rechnung gestellt.
Für die private Nutzung ist dies nicht wirklich kontollierbar. daher wird in diesem Bereich das Urheberrecht fallen, weil eine Rechtsnorm, die de facto nicht durchsetzbar ist nutzlos ist. Nun haben Sie sehr richtig bemerkt, dass dadurch ein wesentlicher teil des Kapitals im Verwertungskreislauf verloren geht. Die Lösung ist jedoch erstaunlich einfach: Zum einen werden die Preise für die kommerziellen Verwerter drastisch steigen, wodurch eine Umverteilung der Kosten auf den Endnutzer erfolgen wird, zum anderen werden bestimmte Bereiche der Verwertungskette überflüssig. Der Künstler wird einfach eine Firma beauftragen, die in einem Webshop seine Werke anbietet und Rechnungen schreibt. Davon erhält er dann einen gewissen Anteil. Diese Plattform wird ein geschäftsmodell irgendwo zwischen Amazon und Ebay verfolgen. Was dabei völlig unnütz ist, sind die Kompetenzen der Unterhaltungsindustrie in der heutigen Form, sowie diverse Presswerke für Tonträger.
Für JEDES einzelne Airplay, also für jede einzelne Widerholung ist eine Tantieme geschuldet.
Und, obiwahn? Wie
a. kontrolliert der Komponist die Nutzung
b. kommt er für jedes einzelne Airplay an sein Geld?
Über seine Festplatte etwa, wie Sie so kenntnisbefreit schreiben?
Einige werden sich die Musik ziehen und andere werden sich mein Album kaufen, weil sie das Lied toll finden und mich unterstützen wollen. Insofern habe ich davon profitiert, dass der Radiosender mein Lied öffentlich abgespielt hat. Einen Anspruch auf Entschädigung kann ich dabei nicht erkennen - nichtmal einen moralischen. Verlage verstehen diesen Zusammenhang leider nicht.
Joscha Sauer ("nichtlustig.de") hat lange Zeit einfach seine Cartoons gezeichnet und diese regelmäßig auf seiner Seite veröffentlicht. Da er wirklich lustige Cartoons macht, bekam er bald vielerlei Zuschriften, wie man ihn finanziell unterstützen könne und wann denn ein Comicbuch von ihm erscheinen würde. Joscha musste, als er einen Verlag für sich gefunden hatte, stark dafür kämpfen, seine Comics weiterhin online und kostenlos veröffentlichen zu dürfen. Wenn er seine Arbeit nicht "auch" kostenlos anbieten würde, wären seine Comics ganz sicher nicht so erfolgreich.
Jasper März ("youtube.com/user/Jaspermusik") hat lange Zeit seine Lieder per youtube für seine Freunde veröffentlicht. Andere wurden auf ihn Aufmerksam (vor allem durch den "HDL-Song") und haben seine Lieder herumgereicht. Mit der Zeit gab es immer mehr Stimmen ihm gegenüber, er solle doch unbedingt ein Album aufnehmen. Dieses Jahr hat er es endlich gemacht und ich bin froh, mir die CD vergangenen Freitag gekauft zu haben. Jasper hat das neue Video zu seinem HDL-Song hochgeladen und wegen der GEMA-Querelen konnte es bei youtube nicht angesehen werden. Er hats einem anderen user geschickt, der es hochgeladen hat, damit es sich jeder anschauen kann.
Niemals hätte ich mir eine Bodo-Wartke-CD gekauft, wenn ich seine Stücke nicht auf youtube kennengelernt hätte. Die uploads verstoßen gegen Verwertungsrechte des Labels. Es profitiert davon.
Von Schaden hat niemand geredet - "Entschädigung" bedeutet "Tantieme".
Wenn Ihre Musik in Japan genutzt wird, haben Sie dafür Tantieme zugute, verstehen Sie? Um das Schicksal dieser Tantieme ging es. Denken Sie nochmal drüber nach...
Was Ihr Geschwafel gegen "Patentwahnsinn" angeht: ohne Patente müssten wir uns mit den Chinesen darin messen, wer billiger produzieren kann, ein anderes marktwirtschaftliches Alleinstellungsmerkmal gäbe es nicht mehr, weil jeder von jedem kopieren dürfte. Wir werden aber dummerweise solange nicht billiger als die Chinesen produzieren können, wie soziale Absicherung, Umweltschutz und Lebensstandard bei uns auf dem Niveau bleiben, das wir jetzt haben.
Man muss wohl die Spiel-Theorie bemühen, um zu verstehen, was da vor sich geht: Bei einem Spiel versuchen beide Parteien (Künstler und Kunstliebhaber) eine Win/Win-Situation herzustellen. In der analogen Vergangenheit war es so, dass gerade die Massenvermarktung (mit entsprechenden Gewinnen) nur durch die Abgabe der Monopolrechte an Unternehmen möglich war, die den Zugang zu den Massen organisieren konnten. Diese Rechte-Verwerter knebeln die Künstler, berauben sie quasi (was im Artikel auch gut beschrieben wird) und nutzen dann die vollkommen überzogenen bzw. unzeitgemäßen Rechte, die eigentlich den Künstlern zustehen müssten, aus um exorbitante Gewinne einzufahren. Statt einer win/win-Situation zwischen Künstler und Kunden fahren diese Schmarotzer die großen Gewinne ein und für Künstler und Kunden ergibt sich eine loose/loose-Situation.
An dieser Stelle lohnt es sich einmal darüber nachzudenken, ob die Monopol-Rechte im Urheber-Bereich den Zweck erfüllen. Denn Sinn sollte es nicht sein, fette Bonzen noch fetter und "kulturelle Erzeugnisse" noch mainstreamiger zu machen!
Wir brauchen zeitgemäße Urheberrechte, die den Künstern und nicht den Schmarotzern Gewinne ermöglichen! Der Gesetzgeber denkt mit seinen Schutzrechten aber noch "analog" und "offline" -- und sichert die Arbitrage zu der digitalen dividende absurderweise denen, die damit nichts neues Kreatives erzeugen können!
Y.S.
Das schlimmste daran ist, dass die Branche es einfach nicht versteht. Jeder kann sich heute selbst vermarkten und ne Fanbase aufbauen.
Tatsache ist doch, dass Sie und Ihre Geistesbrüder lediglich eine moralische Rechtfertigung für Ihren Diebstahl geistigen Eigentums an den Haaren herbeischleifen: Sie kämpfen also für den Künstler. Wie lieb. Das freut den bestimmt, dass sie seine Musik kopieren, um ihn vom Joch der Musikindustrie zu befreien. Wenn Sie dann Ihr Ziel erreicht haben und die Musikindustrie pleite ist, dann werden Sie dem Künstler sicherlich rückwirkend ein paar Tantiemen zukommen, oder? Per aspera ad astra, muss der Künstler halt erst einmal auf Geld verzichten, ist quasi eine Investition für die tolle Zukunft, in der Sie ihm dann freiwillig Geld geben werden.
Oder Sie sind gleich für eine sozialistische Kulturflatrate, bei der eine Industrie durch eine Verteilungsbehörde ersetzt wird, die natürlich nur politisch bequemen Künstlern Tantiemen zukommen lassen wird. Und natürlich kräftig umverteilt. Bei der bekannten staatlichen Effizienz kommt da bei den Künstlern bestimmt viel mehr an, als die jetzige Musikindustrie freiwillig rausrückt. Aber hey, wir können die Verteilungsbehörde dann ja privatisieren, funktioniert ja bei Post, Telekom und Bahn auch super! Dann haben wir eine Musikindustrie mit staatlichen Hoheitsrechten, juchuh!
Nine Inch Nails und Radiohead haben's doch vorgemacht: Es geht auch ohne Plattenlabel.
Und woher wissen Sie, wieviele Manager BMG beschäftigt? Haben Sie die selbst gezählt? Inwieweit ist das Verhältnis "Manager" zu "Künstlern" bei BMG schlechter als z.B. bei Siemens von "Manager" zu "Entwicklern"? Und vor allem: Warum haben die (geldgierigen) Entscheider bei BMG noch weitere (geldgierige) Manager eingestellt, statt sich das Geld, das diese zusätzlichen (geldgierigen) Manager verdienen, selbst in die Taschen zu stecken? In Ihrer simplen Welt kann es dafür keine logische Erklärung geben.
Der Punkt ist, dass sich die Musikindustrie daran aufgrund ihres Quasi-Monopols unangemessen bereichert - die Gesamtheit der Künstler verdient mMn weniger an ihrer Musik als die Summe der Musikkonzerne als Jahresüberschuss ausweist (google sollte ihnen Zahlen liefern, wie wenig die Künstler vom Kuchen wirklich abbekommen), und das kann ja wohl nicht das MAß der Dinge sein.
Was der Artikel beschreibt, ist nun ein Zeitalterwechsel: Das Internet bietet billigere Vertriebskanäle, billigere, teilweise kostenlose Werbung über youtube, virales MArketing, blogs, Empfehlungssysteme usw. - Die Künstler werden in Zukunft (der Prozess ist hat ja gerade erst begonnen) die Möglchkeit haben, ihre Kunden direkt zu erreichen - ohne die Plattenfirma als notwendigen Vermittler mit Knebelverträgen - und Künstler wie kunden werden das im Geldbeutel spüren können.
Sicher, ohne Plattenfirmen wird es keine Multimillionen-Dollar-Musikvideos von Britney Spears mehr geben, aber wenn es nötig ist, sein Produkt derart mit Sex, Visuellen Effekten und anderem zu bewerben, damit es sich auch verkauft, dann hat das doch nichts mehr mit Kunst zu tun sondern ist ein Industrieprodukt.
Der Wandel der stattfindet wird demnach auch die Spreu der Künstler vom Weizen trennen, und die mit großen Investitionen künstlich hochgezüchteten "stars" werden verschwinden - für mich ein begrüßenswerter Nebeneffekt.
Sony kam mit der CDR, Thomson hat zusammen mit dem Fraunhofer-Institut das MP3-Format entwickelt.
Der Kunde NUTZT diese technischen Errungenschaften und verzichtet auf den dumpfen Sound einer Cassette. Später bemerkte die Musikindustrie, dass die Leute ja wie blöd kopieren.
Und genau DA ist doch der Hund begraben. Die Konzerne können nicht rumheulen, wie böse doch die Kunden sind, wenn sie ihnen selbst die Mittel dafür zur Verfügung gestellt haben.
Menschen sind nun einmal bequem und faul. Und natürlich wird nicht mehr gewartet, bis ein bestimmter Song im Radio gespielt wird, gibt es doch genug Seiten (google z.B.), die kostenlos und einfach die geilsten Hits der Welt auf die heimische Platte raufwuppen.